Der Professional – Filmkritiker Bodo Fründt

Der Filmkritiker Bodo
Fründt ist am 2. Dezember gestorben.

Er ist ein tough guy
der deutschen Filmkritik gewesen. Und ein absoluter professional,
ganz im Sinne von Howard Hawks. Seine unzähligen Kritiken und
Essays, die er zuerst für den "Kölner Stadt-Anzeiger",
dann für den "Stern" (als Filmredakteur) und schließlich
über 39 Jahre lang für die "Süddeutsche Zeitung"
verfasst hat, waren stets sachlich und kenntnisreich formuliert, mit
einem besonderen Blick für das Filmische. Schnörkellos sind diese
Texte, stilistische Extravaganzen waren Fründt fremd. Doch hinter
aller Sachlichkeit spürte man als Leser eine ungemeine Leidenschaft
fürs Kino.

Mit seiner unglaublich
rauchigen Stimme konnte er en passant von Filmen schwärmen und von
wilden Begegnungen mit diversen Filmemachern berichten, die er bei
seiner Arbeit für die Berlinale in den 70ern und beim Münchner
Filmfest (als Redakteur der schönen Kataloge) kennengelernt hat.
Tough guy, Profi, Beobachter, Moralist: In den frühen 90ern fuhr
Fründt in einem alten amerikanischen Auto zu den Pressevorführungen
in München, immer eine Zigarette zwischen den Fingern. Wie ein
Privatdetektiv der Filmkritik erschien er mir damals, auf der Suche
auch nach so etwas wie Moral zwischen den Bildern.

 

Fründts cinephile
Wurzeln lagen zweifellos in der sogenannten Kölner Schule der
Filmkritik, zu der u.a. auch Hans C. Blumenberg, H.P. Kochenrath.
Rolf Wiest oder Rolf Thissen zurechnen sind. Auf den schon legendären
Filmseiten des "Kölner Stadt-Anzeigers" traten sie in den
späten 60ern rebellisch für eine Filmkritik ohne ideologische
Scheuklappen ein. Aus dieser Herkunft rührt auch Fründts Faible für
amerikanisches Genre-Kino. Fründt könnte durchaus selbst eine Figur
im Zeitungsfilm »Park Row« des verehrten Sam Fuller sein: ein
harter, aufrechter, loyaler Reporter mit einer Geradlinigkeit
straight from the heart.

 

Quelle: 08.12.2014, Hans
Schifferle, epd film